Gamescom 2013 mit dem TV Sender Phönix.
Mit leidvollen Gefühlen denkt jeder Geek an den RTL Bericht zur Gamescom 2011 zurück, in dem sich der TV Sender auf schändlichste und mieseste Art und Weise über Gamer moquiert hat. Obwohl schon 2 Jahre ins Land gegangen sind, hat sich diese Sendung dennoch nicht aus dem kollektiven Gedächtnis verabschiedet – auch die formal korrekte Bitte um Entschuldigung seitens RTL hat nichts daran geändert, dass Fernsehsendungen über die Gamescom hochgradig negativ stigmatsiert sind.
Der RTL Fail war es auch, an den ich als erstes dachte, als ich einen Anruf von Phönix erhielt, ob ich nicht als sogenanntes Gamer Girl (wie ich diesen Ausdruck hasse!) auf die Messe kommen und ein bisschen was erzählen möchte.
Aber nun, Phönix ist nicht RTL, es ist ein GEZ-finanzierter, öffentlich-rechtlicher Sender, der kein Interesse daran haben sollte, mich als den letzten Deppen dastehen zu lassen. Daher sagte ich zu.
In der Retro Area wurde ich zu Geeksisters, Pacman und meiner Meinung zu computerspielenden Frauen befragt, bei der Oculus Rift, der virtual reality Brille, zu meinen Eindrücken beim Testen und bei World of Warcraft ritt der Kommentator natürlich einzig und allein auf dem Sucht-Thema herum – klar, das ist das einzige, was nicht-involvierte interessiert. Schade, denn ich hatte noch einiges mehr zu sagen.
Ich habe keinerlei TV-Erfahrung (ich besitze nicht einmal einen Fernseher^^) und war sterbensaufgeregt, weswegen ich leider keine Kontrolle über den Ablauf der Interviews gewinnen konnte. Reh im Scheinwerferlicht-Syndrom sozusagen. Blöd für mich, denn als der Beitrag erstmal auf das, was der Sender transportieren wollte (WoW ist gefährlich) zusammengestaucht war, war nichts mehr von dem übrig, was ich zu sagen hatte, außer: WoW macht süchtig. Toll. Facepalm. Was ich in Wahrheit gesagt habe, war in etwa folgendes:
World of Warcraft macht süchtig – aber dies ist nun mal ein Indikator für ein gutes Computerspiel. Das Ding ist nur, dass die meisten anderen Spiele irgendwann enden und man traurig und desillusioniert mit dem Controller in der Hand vor dem Abspann hockt. Wow endet praktisch nie, das ist das Gute daran, oder auch nicht. Dennoch hören die meisten irgendwann mal auf damit, bisher hat noch jeder, den ich kenne, irgendwann keinen Bock mehr gehabt und ins vergleichsweise öde Reallife zurückgefunden, auch wenn Arbeit oder Studium zwischenzeitlich gelitten haben, das alles war immer nur temporär.
Dies alles wurde nicht gesagt. Stattdessen wurde ich dazu benutzt, als „Betroffene“ die allgemeine Meinung, WoW sei so etwas wie eine Droge, zu unterstützen. Das wollte ich natürlich nicht. Sowieso wollte ich lieber ESO antesten, aber da bekamen wir keine Drehgenehmigung.
Insgesamt war die ganze Angelegenheit lausig organisiert. Ich hatte im Vorfeld eine Liste mit Themenvorschlägen eingesendet, was man nicht beispielsweise machen könnte und was warum für den Zuschauer interessant sein könnte, aber das hat sich wohl niemand angesehen, denn keiner hatte auch nur ansatzweise einen Plan davon, was auf der GC gezeigt wurde.
Am ersten Tag wurde ich mehrfach versetzt und mein Drehbeginn schlussendlich vom späten Vormittag auf Abends verschoben – die Messe schloss, bevor wir fertig drehen konnten, so wurde ich noch an einem zweiten Tag benötigt. Für Tag zwei hatte ich ESO und Rayman Legends vorgeschlagen, zwei neue Spiele, aber Rayman passte dem Chef vom Dienst dann spontan doch nicht (am Abend vorher hielt er das noch für eine gute Idee) und bei ESO hatte niemand nach einer Drehgenehmigung gefragt, so dass wir dort abgewiesen wurden. WoW war dann quasi nur noch die Notlösung, denn die ließen das 8(!)-köpfige Fernsehteam freundlich gewähren. (Btw., von den 8 Mitarbeitern waren mindestens 4-5 überflüssig… 2 gelangweilte Assistentinnen? DFQ? Einen Praktikanten, der ausschließlich die Kamera trägt? Einen Mann mit Schminke, dessen Dienste während des ganzen Tages höchstens 10 Minuten benötigt wurden? Da hätte man wirklich einiges zusammenlegen können… aber da öffentlich-rechtliche Fernsehsender keine Unternehmen sind, die den Gesetzen der Marktwirtschaft unterliegen, ist das wohl einfach so.)
Nun gut, ich kann es nicht mehr ändern. Das war meine erste Live-Erfahrung mit dem Fernsehen. Nächstes Mal bin ich schlauer und hoffentlich weniger aufgeregt, so dass ich mehr darauf achtgeben kann, was ich sagen sollte und was nicht :) Möglicherweise ist es aber auch schlichtweg so, dass man sagen kann, was man will, am Ende wird doch alles so hingeschoben und zurechtgeschnitten, dass etwas ganz anderes dabei herauskommt, als man eigentlich wollte, damit es ins Programm passt :(
EDIT, 26.08.: Nach einem Telefonat mit dem Chef vom Dienst, der die Aufnahmen geleitet hat, sehe ich die Dinge nun mit etwas anderen Augen. Hier könnt ihr lesen, was er zu meinen Eindrücken zu sagen hat und dass ich an vielen Stellen mit meiner Einschätzung falsch lag.